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Ich muss aufpassen


Tagebuchblatt, 24. August 2020

Ich muss aufpassen.
Soeben vernehme ich im Radio in den Nachrichten, dass die Stadt Bremen 50 Millionen Euro für Tablets für die Schulen ausgeben will, eine Anschaffung im Hinblick auf einen nächsten Shutdown. In diesem Zusammenhang werden zudem Lehrerfortbildungen finanziert. Diese gewalttätige Nachricht wird im lockeren Ton wie nebenbei von einer lächelnden Sprecherin vermittelt ohne geringste Besorgnis oder ähnlichem. Dann folgen übergangslos die Sportnachrichten und ein Gewinnspiel für die Hörer. Bremen 2, einst freundlicher, leicht kritischer Sender, wird zu einem Handlanger einstimmiger Medienpolitik.
Es graut mir. 
Wir sind dabei in ein Schreckensszenario abzugleiten. Kalte Herzen beherrschen mit Machtgier, Lüge, Ausgrenzung und Mordlust die Welt. Ein Virus wird hierzu bemüht. Über etliche Jahrzehnte und immer deutlicher werdend scheint mir diese Bewegung vorbereitet worden zu sein. Längst hatte ich, wie nahezu überall, bei dem oben erwähnten Sender ein Sich-winden um Wahrhaftigkeit beobachtet, wenn es um die Freiheit der Menschen ging. Die Sucht nach der Materie hat ein Volk von Verdrängungskünstlern gezüchtet, ist ins Immense gewuchert und wird uns möglicherweise bald verschlingen. Der Glaube an den Verstand ist in die Besorgnis um den Körper abgedriftet. Die vibrierende Angst um den eigenen Körper raubt uns unsere Freiheit. Mit dem Geistigen hat dies nichts mehr zu tun. Das Geistige war vor der Zeit der Aufklärung bei der damals noch betenden Menschheit zumindest in verkappter Form eher vertreten als in der vernunftgesteuerten Egomanie des derzeitigen Menschen. Das Geistige wird mit Füßen getreten und so verschwindet zugleich seine Mutter Muse, die Liebe. Das magere Konzept des Verstandes bröckelt. Der so leicht verletzliche Körper, jetzt auf sich selbst gestellt, wird unsicher, gerät in Angst und greift an. Wir sind aber nicht unser Körper! Dieses unselige, hilflose vergängliche Konstrukt ist doch lediglich unser Instrument, um zu erkennen, was hinter dem Stofflichen liegt. Allenfalls ist er als unser Tempel zu sehen und in dieser Art mit Umsicht zu behandeln. Verlernt über uns hinauszuschauen liefern wir unsere Körper sich gegenseitig als Zielscheiben aus. Angst, Sünde, Wut, Schuld, Eifersucht, Ärger, Schmerz, Sorge, Groll, Rache, Abscheu, Neid und alle anderen negativen Gefühle verweben sich ahnungslos zu einem desaströsen Teppich der Zerstörung. Angst vor der eigenen Gewalttätigkeit macht die Menschen verfügbar. Hinter den lenkenden und beschwichtigen Verordnungen einer verschlagenen Obrigkeit fühlen sie sich sicher und zum eigenen Untergang bereit. Diese uns mitnehmende Bewegung hat einen schrecklichen Preis:

Hass ist konkret. Für ihn muss es ein Ding geben, das angegriffen werden kann. Ein Feind muss in einer derartigen Form wahrgenommen werden, dass er berührt, gesehen, gehört und letztendlich getötet werden kann. Wenn Hass auf einem Ding ruht, verlangt er nach dem Tod, so sicher, wie Gottes Stimme verkündet, dass es keinen Tod gibt. Die Angst ist unersättlich, sie verzehrt alles, worauf ihr Auge fällt, da sie sich selbst in allem sieht und gezwungen ist, sich gegen sich zu wenden und zu zerstören.

Ich tauche ganz tief hinab in den Ozean der Ungewissheit. Angst, Sorge und Beklemmung, Unmut und Hass werden über Bord geworfen. Die dunkle Tiefe des Noch-nicht und des Nicht-mehr umfängt meine Seele.
Im Reich der Zeitlosigkeit lauere ich auf einen Wink für anstehende Worte, mit denen ich sagen möchte, was mich zurzeit umfängt und durchzieht.

Ich muss aufpassen.
Schließe ich mich nun am besten gänzlich in der eigenen Wohnung ein, da ich die menschenverachtende, ausgrenzende und sogar Mord verteidigende Politik nicht ertrage, den weitgehend akzeptierten Maskenball verabscheue und nicht gern erdulde, wenn die Jasager mich als Wahrheitssucher ächten? Was wird aus dem kulturellen Erbe unseres alten Europa, das ohnehin schon tiefste Wunden im gewalttätigen 20. Jahrhundert erlitten hat? Sind die Musen mit ihren Veranstaltungen nicht lebenswichtige Nahrung für unsere Seelen? Was ist mit der Zukunft unserer Kinder? Wohin gleiten die Schulen ab? Schlagartig kein Bob Dylan-Konzert mehr, kein maskenfreies Konzert, keine unbeobachtete Ausstellung, kein lockerer Cafébesuch? Ich bin es eigentlich lebenslang gewohnt mit meiner künstlerischen Seele als eine Art Außenseiter zu gelten. Die Menschen scheuen die Wahrheit wie die Motten das Licht. Freiheitskämpfer waren immer schon Zielscheibe der Angstneurotiker. Was bedeutet dieses Ungewisse aber nun für unseren Alltag? Depression und Selbstzerstörung lauern, denen wir nicht nachgeben dürfen. Wir müssen aufpassen, das wir uns nicht im Gegenzug zum desaströsen Mainstream zu einem ebenso von Angst, Kritik und Hass gesteuerten Verhalten hinreißen lassen. Was denn dann? Immerfort essen?
Nein. Gerade jetzt kommt es drauf an. Verzichte auf deine Schummelei. Jetzt gibt es kein Aufschieben mehr. Wir müssen uns bekennen und den Sprung wagen. Der Rubikon muss heute von mir überquert werden, ohne Angst, ohne Bedenken ohne Sicherheitsgurte. Allein, zu zweit, mit oder ohne Mitstreiter. Und wenn du der/ die einzige bist. Bleib dir treu und traue dich in der Liebe zu bleiben. Lass einfach alle Dinge los, alle unbefriedigenden Ziele der Welt, die du zu wollen glaubst. Leg‘ deine unbedeutenden Juwelen weg und erhalte dir einen Raum, in dem der eigentliche Schatz sich entpuppen und die Erlösung stattfinden kann.

Wer einen Bruder als Körper sieht, sieht ihn als Symbol der Angst. Und er wird angreifen, weil das, was er erblickt, seine eigene Angst ist, außerhalb von ihm, zum Angriff bereit und laut heulend, sich wieder mit ihm zu vereinen. Verkenne die Intensität der Wut nicht, die projizierte Angst ausbrüten muss. Sie kreischt im Zorn und schlägt die Krallen in die Luft in der rasenden Hoffnung, ihren Macher zu erreichen und ihn zu verschlingen.


Es gibt ein Schweigen, in das die Welt nicht dringen kann. Es gibt einen uralten Frieden, den du in deinem Herzen trägst und nicht verloren hast. Es gibt ein Gefühl der Heiligkeit in dir, das der Gedanke der Trennung nie berührt hat. Verweigere nicht den Himmel. Er ist dein, du brauchst nur darum zu bitten. Solange du ihn nicht willkommen heißt, bleibt Ungewissheit. Einzig dein Annehmen ist erforderlich, um zu empfangen. Deine Zweifel sind bedeutungslos, denn der Himmel ist gewiss. Die Liebe bleibt jenseits aller unserer Ängste. So wird sichtbar gemacht, was wirklich da ist, während all die Schatten einer wahnsinnigen Welt einfach dahinsinken. 

[Alle kursiv notierten Gedanken sind mehr oder weniger an Textstellen aus
  EIN KURS IN WUNDERN, Übungsbuch orientiert.]