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Corona 4

Tagebuchblatt 4. Mai 2020

Corona 4 
Die Maske
Nein, nein, ich möchte nicht wieder über Corona sprechen, über die mich erschreckende Vision eines sich langsam manifestierenden symbiotischen Wahns. Darüber, dass du kein Radio mehr hören kannst, da sich auf allen Sendern nur noch zu einem Thema geäußert wird und darüber, dass du ganz gleich mit wem du sprichst, es auch auf dieser privaten Ebene scheinbar nur noch dieses eine Thema gibt. Auch möchte ich meine Beobachtungen nicht mehr im Einzelnen darlegen, welcher Art wir uns auf diesem einstimmigen Gleis bewegen und auch nicht, wie sich darüber die zumindest unterschwellig breit machende Vorstellung eines Untergangsszenarios äußert. Ebenso will ich nicht die autoritäre Seite unserer Regierung bejammern, die sich zunehmend zu beängstigenden Beschlüssen bereit erklärt, und auch nicht unsere realistische Befürchtung, dass neben individuellen Anordnungen und kollektiven Erlässen weitere Maßnahmen auf uns zukommen werden, die dem Grundgesetz zuwider laufen und die uns unserer inneren und äußeren Freiheit noch weiter berauben werden, als es ohnehin schon der Fall ist. 

All dies ist uns hinlänglich bekannt. Es ist zudem vielfältigste kritische Intelligenz zu vernehmen, die sich in kompetenten Beiträgen zu dem Massenwahn äußert. Auf dem Kanal YouTube kannst du medizinisch, philosophisch, psychiatrisch, wirtschaftlich, politisch und soziologisch orientierte Kommentare anhören, die verantwortungsbewußt zu Corona Stellung nehmen. Diese Beiträge sind zum Teil so umwerfend gut, radikal, gar amüsant, dass ich aufpassen muss, nicht derartig großen Gefallen daran zu finden, dass ich darüber vergesse, warum ich sie eigentlich wahrnehme. Die Erde, die ja ohnehin schon lange vor Corona sukzessive am Taumeln war, wird nun auch ihre Schöpfung Mensch mit sich reißen, da diese nicht in der Lage ist ihre hervorragenden Qualitäten des Menschseins einzusetzen, um sich in die innere und äußere Freiheit zu bewegen. Man denkt, jetzt kann doch nun wirklich keiner mehr schweigen, wenn er auch nur ein Fünkchen Wahrheitsliebe in seinem Blut verspürt. Aber weit gefehlt. Die meisten unserer Mitmenschen lassen sich willfährig in den Schlummerwahn dirigieren. 
Und ich frage mich immer wieder: Wie kann dies nur sein! Mir ist klar, dass wir Menschen uns ja nicht erst seit Corona aus diversen Ängsten heraus gern in die Bequemlichkeit flüchten. Als brave verantwortungsbewusste Bürger vermuten wir in der Anpassung Sicherheit. Aber es wird nun überdeutlich, wohin diese gefährliche Dummheit führt. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Ohne Kontakt stirbt er. Lahme Ignoranz treibt uns auseinander und damit nicht nur in die äußere Isolation. Jedes Tier kratzt, brüllt, beißt oder verkümmert, wenn ihm seine Freiheit radikal beschnitten wird. Zu Essen haben wir doch genug, heißt es. –Aber nicht alle, schaut doch hin, wie wenige diesen Wohlstand, der ja schon lange keiner mehr ist, überhaupt für sich gepachtet haben!– Und bestehen wir denn nur aus Essen und Trinken? Wie kümmerlich. Noch können wir den Mund aufmachen. Was treibt uns nur in dieses selbstmörderische Verhalten!

Gestern Abend fuhr ich mit dem Fahrrad an einer Kirche mit Maske vorbei. Eine alte Backsteinkirche trägt vor ihrem Portal eine große an ihren vier Seiten befestigte Stoffmaske. Mit einem großen weißen Leinentuch wird verdeutlicht, dass es keinen Einlass gibt. In klaren Buchstaben ist darauf zu lesen: Ich stärke dich. Mich traf der Schlag und ich machte auf der Stelle kehrt, um mir diese Worte zuhause aufzuschreiben. Als ich die kurze Notiz vornehmen wollte, erinnerte ich sie nicht mehr. Ich musste noch einmal hinfahren, um dann ein Foto von diesem Phänomen zu machen. Der wenn auch noch so kurze krasse hinter der Maske verborgene Hohn war wohl nicht zu speichern für meine Seele. Dass die Kirche wegen Corona geschlossen ist, wissen wir. Aber die Schließung mit einer Maske zu verdecken, die ihre Schafe verspottet, verdient eine gesonderte Beachtung.
An diesen drei Wörtern Ich stärke dich ist die Moral der Kirche abzulesen. Ich schließe zwar, aber du bist ganz sicher, wenn du nur an mich glaubst und fein betest, begleitet dich meine Stärke. Die Kirche spricht hier von sich mit dem Pronomen Ich. Da steht nicht etwa: Jesus begleitet dich oder Auch ohne Kirche kannst du Friede und Freude finden. Nein, ich meine, die Kirche verbrieft hier ihre Allmachtstellung, indem sie sich als Ego anmaßt gar inkognito Stärke zu vermitteln. Noch in den schlimmsten Kriegszeiten war die Kirche geöffnet als Zufluchtsort für Alte, Kranke, Schwache und Menschen auf der Flucht. Hier verkriecht sie sich nun aus Angst vor einem Virus und heuchelt zugleich Verantwortlichkeit. Wie armselig. Ehemals nahm die christliche Kirche die Angst, eine im Mittelalter zu den Todsünden zählende Unmoral, aus dem entsprechenden Sündenkatalog heraus, um dann selbst mit ihr zu arbeiten. Wir Menschen neigen aus innerer Anfälligkeit zu Angst und suchen verständlicherweise Schutz und Sicherheit bei Stärkeren. Mit dieser Tatsache des Menschlichen und einer willkürlichen Auslegung des großen Themas Schuld hat die Kirche sich ein anmaßendes Konzept geschmiedet. Im Zusammenhang mit Schuld und Sühne entstand ein todsicheres Herrschaftsinstrument, mit dem sie die Menschheit bis heute in Schach hält. Hierzu möchte ich B. Hellinger zitieren, der seine berufliche Laufbahn zum Wohle der Menschheit als überzeugter Kirchenmann begann und nach einem langen Leben innerer Auseinandersetzung und der Therapie des Seelenheils sehr vieler Menschen zu folgendem Fazit gelangte: 
[…] Gibt es etwas Lebensfeindlicheres als die Vorstellung von Schuld und Sühne? […] Das ganze christliche Abendland wird von einer Institution in Knechtschaft gehalten, die ihre Macht aus der Vorstellung von Schuld und Sühne bezieht. Diese Institution heißt Kirche.  [Bert Hellinger, Die Kirche und Ihr Gott, S.30]

Mir wird nahezu schwindlig, wenn ich meine Vermutung hier einfach so notiere. Aber ist es nicht erschreckend, wie seltsam gleichmütig wir der Beschneidung unserer Freiheit zuschauen? Auf der Straße sehe ich bereitwillige Lämmer, wie sie mit ihren verordneten Masken herum nesteln. Haben sie etwas zu verbergen? Fühlen sie sich gar schuldig? Ich muss an Adam und Eva im Paradies denken, wie sie sich ihre Scham mit einem Feigenblatt zudecken, als Gott der Vater sie ertappte und sie sich in Angst schuldig fühlten… 
Das Christentum missionierte über Jahrhunderte und sandte seine Vertreter über die Erde, um fremde Völker von der Wahrheit der eigenen Glaubensrichtung zu überzeugen. Das christlichen Kirchendogma wurde als herrschaftshungriges Konzept weltweit verbreitet. So wurde z.B. in Afrika, Indien und Südamerika christlich missioniert und in diesem Zusammenhang ist viel Blut geflossen. Bis heute beteiligt sich die christliche Kirche bei Grausamkeiten an der Menschheit. Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Judenverfolgung und -Vernichtung sind die bekannten Beispiele aus der Geschichte. Im Virus aus Schuld und Sühne sehe ich einen nicht zu unterschätzenden Anteil für die seltsame Reaktion auf Corona. Im Glauben an einen angeblich liebenden sowie strafenden Gott finden wir weder Sicherheit noch bietet die Kirche uns innere Freiheit. Durch Gebote, Gebete und Sühneopfer werden wir verunsichert, klein gehalten und verfügbar gemacht.  Hätte die Kirche in Zeiten von Corona nicht eine Chance den Wahn ihrer Allmacht einmal zu hinterfragen? Aber sie versteckt sich hinter der eigenen Tür, der sie zudem eine Maske vorhängt mit der verhöhnenden Aufschrift Ich stärke dich.

Nur zu gut weiß ich aus eigener Erfahrung, wie bleischwer und schmerzhaft es ist, sich von den Prägungen durch das christliche Dogma zu befreien, von dem wir alle gleichermaßen tief und nachhaltig beeinflusst sind. Aber es gibt keine Schuld. Es ist eine Erfindung der Kirche.
Ich wünschte mir sosehr, dass es endlich einen kulturwissenschaftlich orientierten Menschen mit Herz gibt, der diesen von mir erahnten Zusammenhang für uns aufdecken und historisch herleiten möge!

Zum großen Glück für unseren Seelenfrieden müssen wir uns aber diesem Wahn nicht anheim geben. Es gibt eine einfache und wunderbare Lösung, ihm zu entkommen. Und zwar mit demselben Phänomen, das auch der Lehre unserer Kirche zugrunde liegt, nämlich der Gestalt Jesu. Seine Wahrheit, von der christlichen Kirche schändlich verdreht und mißbraucht, hat von der ihr inne wohnenden Gnade nichts verloren. Wir brauchen uns ihr nur mit Entschlossenheit zuzuwenden. 

Ein Kurs in Wundern ist der Titel eines Werkes, das Jesus uns diktiert und mit dem wir eine Chance erhalten, aufzuräumen, unseren Müll zu entsorgen und uns dem Wunder der Gnade und der vollkommenen Freiheit zuzuwenden. 
Die Gedanken des letzten Abschnittes orientieren sich an [ekiw. übb. l. 48].

Es gibt nichts zu fürchten.
Die Anwesenheit von Angst verleitet mich dazu, von mir zu verlangen, Vertrauen auf meine eigene Stärke zu setzen. Aber diese Rechnung geht nicht auf, was ich akzeptieren muss. Stärke und Verantwortung können, auch bei bestem Willen, nicht in der eigenen Persönlichkeit gefunden werden. Der Wunsch nach Vertrauen in Stärke von etwas jenseits meines ego-zentrierten Bewusstseins treibt mich nun mein Leben lang um. Es gibt Felder, die von Aufbruch und Befreiung der Seele künden. Dazu gehören die Künste, die Musik, der Tanz, die Natur. Alle eingebildeten Sicherheiten im stofflichen Bereich, Verbindungen von Menschen, Besitztümer, Mahlzeiten, Reisen, Feste, Anerkennung, gehören nicht dazu, was ich immer und immer wieder schmerzhaft und überdeutlich einsehen muss. Alle Menschen sind gezwungen dieses Phänomen der Illusion früher oder später zu erkennen. Es führt kein Weg daran vorbei.
Das Vertrauen in die eigene Stärke ist eine Schwäche. Sie gründet sich auf Illusion. Es muss eine Stärke geben, die den Platz dieser Schwäche einnimmt und der ich kompromisslos vertrauen kann. Ich suchte sie bei Advaita und entdecke diese Sicherheit seit einiger Zeit in einem westlichen Bruder, namens Jesus. Erst jetzt. Da ich mich verständlicher- und richtigerweise komplett vom christlichen Dogma abwandte, weil es ausschließlich auf eine von der Kirche korrumpierten Weise nur um den Preis der Selbstvernichtung zu befolgen war, entstand ein gewaltiges Vakuum, das nicht auf Dauer auszuhalten war. Nun fließt ein Strom der Liebe und der Stärke in dieses Vakuum, das mir bis zum Lebensende den Halt geben wird, den ich 77 Jahre gesucht habe. Jesus gilt als das größte in der westlichen Welt bestehende Symbol eines egolosen Wesens, die reine und strahlende Manifestation der Liebe Gottes. Seine Lehre ist der Nondualität von Advaita vollständig verwandt, mir aber leichter zugänglich, da ich eine Europäerin mit christlich geprägten Wurzeln bin.