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Ausstellung

N A N  Y A R   +  T  E  R  R  A   
Ausstellung Sigrid Crasemann
Praxis Dr. Hans Schulz, September 2020

Exponate: N A N  Y A R  siehe Werke, Bildermappe
Exponate: T E R R A  siehe Fließtext unten


N A N  Y A R + T E R R A
Ein seltsamer Titel für eine Ausstellung?
Der vorliegende Text soll etwas Aufklärung bieten.
Die Blätter zu der berühmten Frage NAN YAR (w e r  b i n  i c h?) entstanden in einer Zeit, als diese Frage mich Tag und Nacht umtrieb und mich nicht mehr loslassen wollte. 
Wer bin ich? Wer stellt diese Frage? Ich. Und wer ist dieses Ich? Ich weiß es nicht. Atme, gib dich hin und erwarte ein Wunder. Wer bin ich? Ich bin nicht mein Körper. Ich bin DAS. (R. Maharshi)
Ich bin kein Körper. Ich bin frei. Denn ich bin nach wie vor, wie Gott mich schuf. (KiW, Üb.6.Wdh.)
Alle Weisen, Künstler und Philosophen dieser Erde wussten seit jeher, dass wir nicht unser Körper sind und haben uns in unübertroffenen Texten und Liedern von dieser tiefen Einsicht gesungen, gedichtet und weisgesagt. Die gerahmten Arbeiten der Ausstellung beleuchten diese einzigartige Frage in Variationen und vielerlei Assoziationen.
Es entsteht der Einfall, dass ich TERRA und TERRA 2 gemeinsam mit den NAN YAR- Blättern hängen möchte. Die losen Blätter sollen den stabilen Leinwandbildern zugeordnet werden, vielleicht ihrem wärmenden Schutz. Dieser Einfall korrespondiert mit meinen Gemütszuständen der letzten Zeit, die maßgeblich durch Corona bestimmt werden, ob ich es will oder nicht. Meine Blogeinträge, die ich hier in der Praxis als Tagebuchblätter auslege, berichten von dieser uns bedrückenden und bedrohenden Zeit. 
Wir haben bis heute nicht viel von den oben erwähnten Einsichten der Weisen angenommen. Wir vergessen nur allzu leicht, dass es ihnen doch um den Himmel, um ausschließlich unsere Glückseligkeit, geht. Uralte Prägungen aus Schuld und Sühne haben uns mit ihren tödlichen Krallen im gnadenlosen Griff. Und so verschlingt die Sucht nach der Materie unsere schöne Erde mitsamt sämtlicher Lebewesen auf ihr. Dass ein Virus in der Lage ist, die Menschheit in die Abhängigkeit ihrer Angst zu treiben ist ein mir geradezu gewalttätig erscheinendes Phänomen. Bedrohliche Gewalt wird ausgeübt und wir stimmen bedenkenlos zu. Großes Unheil bahnt sich an. Können wir etwas tun?
Ja wir können etwas tun, jede/r einzelne. 
TERRA und TERRA 2 erzählen von der Erde, vom Herzen und von der weiblichen Kraft in uns. Genau diese ist es, die mit Füßen getreten wurde und wird, die Mater, die Mutter der Muse, das Große Weibliche. Die Sehnsucht nach ihr und gleichzeitig ihre zwanghafte Zerstörung führt schließlich in einen Rausch der Sucht und der Vernichtung. Jeder ist gemeint, mit der Kraft seines Herzens aufzustehen und das Zepter der Liebe hochzuhalten. Gerade jetzt sind wir aufgerufen, nicht aufzugeben, sondern weiterhin zu fragen: NAN YAR 


Begleittext zu T E R R A und T E R R A 2
Wer glaubt, ich würde hier in ruhiger Gelassenheit die Nachrichten verdauen und hoffnungsfroh den Wolken nachblicken, der irrt. Ich fühle mich aufgewühlt und unruhig. Was sind das für Zeiten, in denen die Lüge sich so unverhohlen ausbreitet, in denen so offensichtlich manipuliert, verführt und verdreht wird, dass mancher wirklich und wahrhaftig die Posaunen der Apokalypse zu vernehmen meint. Diese Zeiten sind nichts für Drückeberger.
Das hier ist etwas für Helden, Ritter und Könige, die bereit sind, das Zepter ihres inneren Reiches in die Hand zu nehmen. Für mich als Frau ist der Moment ist gekommen, mir das Prinzessinnenkrönchen abzunehmen, nicht auf den rettenden Ritter zu warten, sondern selbst zum Ritter zu werden, zur Heldin, zur Königin. Auf meinem Haupt soll eine Krone sitzen, die keine andere Autorität zulässt als meine eigene. Jetzt entscheide ich. 
Hier soll die Sonne scheinen. Frieden soll herrschen, Bäume und Blumen sollen wachsen und saubere Bäche sprudeln. Hier gibt es keinen Platz für Schuld und Schande und die Litanei vom schlechten Menschen. Bedrückende Erinnerungen werden aufgelöst, meine eigenen und auch die meiner Familie, meiner Gemeinschaft, meines Volkes, all die alten Geschichten, die immer wieder aufgewärmt und aufgetischt werden.
Wir haben das Werk des Bösen rauf und runter studiert. Bataillone von Historikern, Politologen, Soziologen und Psychologen sind angetreten, die schwarze deutsche Seele und ihren Hang zu Angst, Neid und Gründlichkeit zu erforschen. Doch kaum sterben die letzten, die die mörderische Zeit des Grauens miterlebt haben, sind wir dabei, in eine Art Diktatur abzugleiten. Und keiner will es sehen. Wird schon nicht so schlimm sein.

Wo sind jetzt die Stimmen der Studierten, der Denker und der großen Akademiker? Was sagen die Intellektuellen zu dieser Situation? Mit Hannah Arendt beschäftigt, um jetzt zu schweigen?
Bob Dylan gesungen und jetzt, wo’s echt wird, nur hinterm Gartenzaun kläffen? Was hat es also genützt, immer wieder in unsere Vergangenheit zu tauchen, wenn wir heute kaum mit der Wimper zucken, wenn es darum geht, die gesamte Weltbevölkerung durchzuimpfen und die Menschen zu Versuchskaninchen zu machen ?
Sieht es so aus, wenn man seine Vergangenheit aufgearbeitet hat? Verhält sich so eine Nation, die aus der Geschichte gelernt hat? Wie kann es sein, dass wir eine drart unverantwortliche Massentierhaltung akzeptieren, verwahrloste, Gefängnisähnliche Lager für Flüchtlinge dulden, dass wir gegen bösartige Zellen und böse Viren wie gegen benachbarte Völker in den Krieg ziehen. Und wie kann es nur sein, dass wir erneut wegschauen, wenn es in unserem Land wieder Propaganda gibt, Zensur, Gleichschaltung, Gewalt und polizeiliche Willkür?

(weitgehend übernommen von Kerstin Chavent,14.08.2020 auf RUBIKON)

TERRA
TERRA 2