S I G R I D C R A S E M A N N
A R M A N I contra M E D I C O
FRÜHJAHR 2021
P R A X I S D R . H A N S C H U L Z
C O L L A G E / T E M P E R A / L Y R I S M E N
GETÖNTES INGRES-PAPIER/ BÜTTEN
10 GERAHMTE ARBEITEN
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A r m a n i c o n t r a m e d i c o
Schon seit langem und in vollem Bewusstsein, –auch vor dem unsäglichen Jahr 2020 mit seinen einschneidenden Krisensituationen, die uns bei weitem mehr als nur belasteten,–versehrte uns, in immer neuen manischen Strophen, das unverantwortlich grausame Lied von Zerstörung, Lüge und Mord. Zunehmend wurde meine Seele aufgewühlt und zum Sprechen ermahnt. Nun ist die Zeit überreif und fordert auch in allen Künsten eine Stellungnahme.
Unsere rapide zuschlagende Zerstörung der Erde, die Brutalität allem Lebendigen gegenüber, das verantwortungslose Töten und Ausmerzen der Tier- und Pflanzenwelt, Ausgrenzung, Erniedrigung, Verelendung bis hin zur Vernichtung unserer Mitmenschen kann eine künstlerische Seele im Vakuum einer Wohlstandsidylle nicht unberührt lassen. All dies gepaart mit dem unauslöschlichen Trieb zum Konsumzwang treibt uns in ein angstbesetztes selbstmörderisches Verhalten. Hin und wieder rücken die harten Umstände derart ins Visier, dass sie mich ermahnen, Stellung zu beziehen. Sie verlangen dann von mir, mich vernehmbar zu äußern, nach Verarbeitung und Gestaltung in unmissverständlicher Form.
So hatte ich 2007 eine zugegebenermaßen etwas grobe Gegenüberstellung von Models der attraktiven Modewelt und Menschen in Armut, Hunger und Not vorgenommen. Dazu dienten mir feinstes Hochglanz-Material nobler Werbebroschüren,–Armani, Boss, Noa Noa–, sowie kontrastierendes Anzeige-Material auf schlichtem Papier des monatlichen Heftes von medico international. Diese verantwortungsbewusste Hilfsorganisation leistet seit 1968 aktive Hilfe für Menschen in Not und setzt sich mit lokalen Partnern gegen die strukturellen Ursachen von Armut und Ausgrenzung ein.
Um meine Liebe zur Schönheit dabei auf keinen Fall aufs Spiel zu setzen, wählte ich klassisches Ingres-Bütten-Papier. Dessen feine Struktur und seine sanft variierende Färbung erschienen mir geeignet, um meinen Ruf nicht schreiend sondern eher als erkennende Mahnung wirken zu lassen. Dieser erhofften Wirkung ordnete ich ebenso meine gestischen Spuren in Tempera zu. Die Blätter wurden schließlich durch handschriftliche Lyrismen assoziativ pointiert, erweitert, gemildert, auf eine neue Ebene transponiert. Sie sind auf den Bildschildchen in Druckversion nachzulesen.
Für die meine Lyrismen kontrastierenden wertvollen Erläuterungen der kleinen Bildausschnitte durch die winzigen knallharten Bild-Unterschriften in medico international ist eine belichtende Lupe vonnöten, die sich bei Interesse am Tresen ausgeliehen werden kann.
Sigrid Crasemann,
Hamburg, 1.März 2021