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Tagebuchblatt

Tagebuchblatt 12. Juli 2024

Heute ein Kommentar zur Lektion 195 aus Ein Kurs in Wundern,
Liebe ist der Weg, den ich in Dankbarkeit beschreite.

Schon wieder ein Monat des Sommers herum. Kaum als Sommer zu bezeichnen, diese norddeutsche Jahreszeit im feuchtgrünen kühlheißen Wechsel ohne Schmetterlinge, Vogelgesang oder Ruhezonen, die mich zum Verweilen einladen würden. Unsere Regierung im brandgefährlichen Kriegsgeschrei tut unserer Seele nicht gut. Sie verschenkt die Gelder der Staatskasse für Waffen und versäumt es, der Bevölkerung die Straßen zu reparieren… 

Mein heiß verehrter Verwandter, dessen wissendes Lächeln vom Buch seines Biografen Andreas Fritz mich begleitet, raunt mir zu, den Rubikon zu überschreiten. Er meinte einst von Hamburg, es sei eine nasskalte Stadt. Der Freiheitsrebell wusste um die Beschaffenheit der Welt und seiner Menschen und legte sein Schicksal am Ende seines kurzen hoch intensiven Lebens in die Hand der Liebe. 
In seinen Jugendjahren sah der Fürstenfeind in seinen Brüdern den Rivalen, den Plünderer und Mörder, der den Menschen seinen Frieden raubt, ihm nichts lässt außer finsterer Verzweiflung. Ohne die Augen zu verschließen warf er sich aus Rachegelüsten unbarmherzig ins Schlachtfeld der Auseinandersetzung und versuchte mit allen Mitteln seinen Widersacher zu Fall zu bringen. Doch nach Jahren des Kampfes hat sich dieser herrliche kleine Mann aus Baden Württemberg in bitterer Enttäuschung vom Krieg abgewandt und ist den Weg gegangen, der als einziger von Erfolg gekrönt wird.

In meinen Augen hat G. Kerner ein zweites Mal den Rubikon überschritten als er sich am Ende seines kurzen Lebens in einer radikalen Kehrtwende der Liebe verschrieb. Aus purem Herzen gab er sich den Bedürftigen, Armen und Kranken hin. Er ließ seine Liebe Raum schaffen für die, die einen scheinbaren Verlust oder offenbaren Schmerz beklagen, die unter Kälte und Hunger leiden oder den Weg des Hasses und den Pfad des Todes wandeln. Sein Groll war vergessen und er ging den Weg mit den Kranken und Schwachen. Er wurde ihr Bruder. Ich sehe in meinem geliebten Urahn einen echten Gotteskrieger der Medizin. Er ließ sich von den maßgeblichen Hanseaten beschimpfen und drehte sich nicht um. Wenn ich jetzt auf das Porträt von ihm schaue, pocht mein Herz warm in seinem Blick. Ihm will ich folgen.