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Tagebuchblatt

Tagebuchblatt 16. Juli 2024              

Plötzlich ist es da.
Du spürst es glasklar. 
Das Ende des stofflichen Lebens. 
Die Tatsache der unausweichlichen Begrenzung. 
Wir nennen es Tod.
Und dann leidest du. 
Schmerz holt dich ein.
Trauer zieht dich nieder. 
Dies an deinen Mitmenschen zu vernehmen, ist etwas vollkommen anderes. 
Dann bemerkst du es aus einem anderen Raum heraus. 
Nein Du bist es jetzt. 
Angst kriecht in dir hoch. 
Oder was ist es eigentlich?
Ist es Angst? 
Es ist etwas noch nie da Gewesenes. 
Etwas Ungewisses, bei dem du dich auf keinerlei Erfahrung berufen kannst. 
Unvermittelt ist es da.
Eine ganz neue Dimension. Endgültigkeit.
Du weißt jetzt unausweichlich sicher, dass das Leben nur noch eine kleine Strecke für dich hat, die du bis zu seinem Ende gehen darfst, kannst, musst. 
Du beginnst mehr als dir gut tut zu hinterfragen, zu bewerten, zu rechnen, zu planen,
zu verwerfen, neu zu strukturieren. 
Du entdeckst eine Reihe von Begebenheiten und Tatsachen, die dich entlarven,
dir verdeutlichen, wie sehr du am stofflichen Dasein hängst. 
Wir sehen, wie unser Körper sich verändert, wie gewohnte Aktivitäten modifiziert, verringert, oder/und unterlassen werden/müssen. 
Etliche notwendige Veränderungen alltäglicher Gewohnheiten führen dich zu neuartigen, 
ungewohnten Strukturen. 
Das Nicht-Mehr, das Noch-eine-Zeit-lang beginnt dich zu beschäftigen,
zu belasten, zu quälen.
Du relativierst, stellst Vergleiche an, lebst in Erinnerungen, stellst Prognosen…

Könnte ich nicht auch Gutes in all dem sehen? 
Es lauert in mir ein aktiver Ruf nach der Wahrheit.
Der sich immer deutlicher zu einem stummen Schrei verwächst. 
Dieses Phänomen des Schmerzes, von dem wir alle besessen sind.
Vehement wird meine Einsicht gefordert, dass all die kleinen Spielereien der Oberfläche
nichts mit den Bewegungen in der Tiefe meiner Seele gemein haben. 
Ja, dass sie nur umso heftiger das Sehnen nach der Liebe tönen lassen.
Das Jammern hält uns davon ab, zur Einsicht  zu kommen. 
Entscheide dich, die Sprache deines Herzens zu vernehmen.

Du musst einsehen, dass du nicht dein Körper bist. 
Ablenkung jeder Art, vom Gift bis zum süßesten Geflüster eines dauerhaften Friedens verblassen. Vorstellungen jeglicher Qualität auf Feldern feinster Spiritualität, Intelligenz und kreativer Schönheit werden dich irgendwann im Stich lassen und dir im Licht der Wahrheit zuraunen:

DU BIST NICHT DEIN KÖRPER. DU BIST FREI.
HÖRE DIE STIMME, DIE GOTT DIR GAB
UND IHR ALLEIN GEHORCHE DEIN GEIST!