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Tagebuchblatt

Tagebuchblatt, 12. September 2023

Am 7. August 2023 hatte ich an dieser Stelle notiert:

… Zunächst habe ich mich gehütet, dieses Werk in meinen Tagebuchaufzeichnungen zu erwähnen, die Begeisterung zu beschreiben, meine Hingabe in Worte zu fassen.
Aber nun gibt es keine Wahl mehr.
Ein Strom nimmt mich mit, ruft mich von Neuem und immer wieder auf, dem Wort Jesu mit der Kraft meines liebenden Herzens zu folgen, alle Anfeindungen aus dem Innern, besonders die blinden Ketten der Vergangenheit zu meiden, das weinende Kind in mir zu beschwichtigen.
Erkenne die höllische Macht deines blinden Ego-Denksystems und zertrümmere ihre Fesseln aus Schuld, Stahl und Lüge.…

Es geht um Ein Kurs in Wundern. Inzwischen lese ich täglich in diesem Werk, lebe, atme und bange in seinem heiligen Goldregen. Jesus spricht zu mir Tag um Tag, Woche um Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Die Selbstverständlichkeit der Hingabe an den Geist dieses herrlichen Diktates wird von mir immer seltener verworfen, unterbrochen oder gar in Frage gestellt. Wie könnte ich auch – da ich doch schon als junges Mädchen die Klarheit der allumfassenden Stille kennen lernen durfte, um die es ja hier wie in allen großen Lehren intelligenter Spiritualität geht. In glückseliger Leichtigkeit, -ich erinnere es genau, und meine Mutter war verwundert ob meiner Seligkeit- segelte ich damals nach Hause, wenn ich mit V. B. in östlichen Lehren gelesen hatte, etwas über Geist und Natur erfuhr und Wesentliches kennenlernte …

Und dann, viele Jahre später: 
Schmerz und Wahnsinn unseres sogenannten Lebens holen mich ein und das Schicksal schenkt mir das Kennenlernen diverser Lehren und Werke, die auf eine Weisheit weit jenseits unserer Wahrnehmung verweisen. Vorsichtig, leise, heftig, ernüchtert, begeistert nehme ich wahr: das I-Ging, Krishnamurti, die Giten [heilige Gesänge Indiens], Papajy, O.C.Parkin, Osho, Rumi, Gangaji, Tolle, B. Katie, Zen, Zenga-Malerei, Bi-Yän-Lu, Budo-Bewegungskünste, werden meine Begleiter. Zugleich lande ich immer wieder in einer von mir vermuteten Begrenztheit all dieser Lehren der Nondualität, die mich nicht selten in tiefer Verzweiflung zurück lassen. Dass ich es selbst bin, die sich in die Verzweiflung hinein schraubt, war mir letztlich nicht wirklich bewusst.

Das Werk Ein Kurs in Wundern begleitet mich nun seit einigen Jahren und es enthebt mich nach und nach des quälenden Ringens in Ausweglosigkeit, da seine Weisheit mir gestattet, meine innere Not in die Energie der eigenen Geisteskraft zu verwandeln. Diese Lehre verlangt von mir, den eigenen Schmerz anzuschauen, um dessen Verwandlung überhaupt zu ermöglichen. Es wird dabei eine, auch in anderen Lehren von dir verlangte, kompromisslose Bereitschaft erwartet, ohne die es nicht möglich ist, in die Heiligkeit der allumfassenden Stille einzutauchen. Diese Bereitschaft besteht in einer einfachen Tatsache. Es geht um ein Jasagen. Zur Erleichterung  der entschlossenen Bereitwilligkeit zum Ja-sagen besteht hier, im Kontrast zu den anderen Lehren aus dem Osten, (verwandt der Hingabe an einen Guru) für uns die Möglichkeit, sich um Beistand zu bemühen – es ist wahrscheinlich aus eigenen Stücken nicht zu schaffen. Du kannst, sollst, musst dich klein machen. Du darfst Jesus, -bzw. Maria, den Heiligen Geist, oder auch einfach den heiligen Urgrund (der gemeint ist wenn Jesus vom Vater spricht)- um Beistand bitten. Nicht wie ein Kind, eher wie ein radikal bereiter Erwachsener kannst du dich um Hilfe bemühen, dich bei deinem Entschluss zu unterstützen, um mit einem anderen Bewusstsein auf die Welt zu blicken und so deine geistige Lebensweise zu ändern.

Kein Urteil (I-Ging)
Jeder ist ein Kind Gottes (Jesus)
Wahrnehmung ist Projektion (Jesus)
Du bist die Welt (Ramana)
Wach auf, wirf die Ruder weg!  (Papaji)
Jetzt!- the power of now (Tolle)
Die until you die (0sho)

In Hingabe lassen wir uns begleiten, um diese unumgänglichen Einsichten endlich anzunehmen, zu bewahrheiten und umzusetzen. Das kleine, riesengroße und mächtige Ego muss lernen zu schweigen, zu lauschen und in die zweite Reihe zu rücken. Sonst wird es nicht klappen, diese wahnsinnige Welt, die ich bin, zu meistern und einen Funken der Schönheit, der allumfassenden Stille zu erleben. Es wird nicht gelingen, zu sterben, bevor der Tod mich ereilt, den es nicht gibt.

Es geht nicht anders.

Während ich dieses schreibe, fängt mein Ego an zu toben und eine wahnsinnige Unruhe überkommt mich, will, jetzt mit gespaltenen Nerven, dass ich alles wieder lösche, sucht nach Schuldigen für meinen rasenden Unmut: In der Kellnerin, in dem heute viel zu wenig getoasteten weißen Brot, im Café. Aber ich weiß: All dies bin Ich und mein Ego reibt sich die Hände. In meiner Not nehme ich mich selbst beim Wort (s.o.), rufe Maria an, die Mutter der Liebe: Bitte herrliche Mutter der Schönheit, der Liebe und der Stille: hilf mir, auf die Situation hier im Café beim Aufschreiben dieser Worte mit deinen heiligen Augen zu schauen, bitte!

eine halbe Stunde später… stell dir vor, was mir geschehen ist:
Sitze nun bei Bäcker Weiss und schreibe meinen Eintrag zu Ende. Ausgerechnet: Bäcker Weiss, den ich doch eher ablehne und lieber zum Portugiesen Bom Dia gehe. Wirklich? Plötzlich kann ich wieder atmen und beschließe nächstes mal hierher zum Schreiben zu gehen. Die Angestellte hat gelächelt, war höflich und es ist hier still. Ich sitze in einer kleinen Nische. Bei Bom Dia war es laut, die junge Portugiesin war dunkel, hat mich übersehen, höflich distanziert bedient, nicht gelächelt, das Toast war lasch und unverträglich; dann mein Gebet und ich weiß:
Maria hat mich hierher geführt. Niemals würde mir doch einfallen nach einem Cafébesuch ein 2. Café aufzusuchen? Danke heilige Mutter!

Allerdings: Gerade setzen sich zwei plappernde junge Hausfrauen zum Frühstücken in meine Nähe und wieder beginnt mein Ego sich die Hände zu reiben…… ich lächle. Wahrnehmung ist Projektion. Doch darüber nächstes Mal.